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.Geschichtschreiber und Dichter möchten uns gerne überreden, daßein so stolzes Los dem Menschen fallen könne.Hier werden wir anders belehrt; der Held hat keinenPlan, aber das Stück ist planvoll.Hier wird nicht etwa nach einer starr und eigensinnigdurchgeführten Idee von Rache ein Bösewicht bestraft, nein, es geschieht eine ungeheure Tat, siewälzt sich in ihren Folgen fort, reißt Unschuldige mit; der Verbrecher scheint dem Abgrunde, der ihmbestimmt ist, ausweichen zu wollen und stürzt hinein, eben da, wo er seinen Weg glücklichauszulaufen gedenkt.Denn das ist die Eigenschaft der Greueltat, daß sie auch Böses über denUnschuldigen, wie der guten Handlung, daß sie viele Vorteile auch über den Unverdientenausbreitet, ohne daß der Urheber von beiden oft weder bestraft noch belohnt wird.Hier in unsermStücke wie wunderbar! Das Fegefeuer sendet seinen Geist und fordert Rache, aber vergebens.AlleUmstände kommen zusammen und treiben die Rache, vergebens! Weder Irdischen nochUnterirdischen kann gelingen, was dem Schicksal allein vorbehalten ist.Die Gerichtsstundekommt.Der Böse fällt mit dem Guten.Ein Geschlecht wird weggemäht, und das andere sproßt auf.«Nach einer Pause, in der sie einander ansahen, nahm Serlo das Wort: »Sie machen derVorsehung kein sonderlich Kompliment, indem Sie den Dichter erheben, und dann scheinen Siemir wieder zu Ehren Ihres Dichters, wie andere zu Ehren der Vorsehung, ihm Endzweck undPlane unterzuschieben, an die er nicht gedacht hat.«Sechzehntes Kapitel»Lassen Sie mich«, sagte Aurelie, »nun auch eine Frage tun.Ich habe Opheliens Rolle wieder104angesehen, ich bin zufrieden damit und getraue mir, sie unter gewissen Umständen zu spielen.Aber sagen Sie mir, hätte der Dichter seiner Wahnsinnigen nicht andere Liedchen unterlegensollen? Könnte man nicht Fragmente aus melancholischen Balladen wählen? Was sollenZweideutigkeiten und lüsterne Albernheiten in dem Munde dieses edlen Mädchens?«»Beste Freundin«, versetzte Wilhelm, »ich kann auch hier nicht ein Jota nachgeben.Auch indiesen Sonderbarkeiten, auch in dieser anscheinenden Unschicklichkeit liegt ein großer Sinn.Wissen wir doch gleich zu Anfange des Stücks, womit das Gemüt des guten Kindes beschäftigt ist.Stille lebte sie vor sich hin, aber kaum verbarg sie ihre Sehnsucht, ihre Wünsche.Heimlich klangendie Töne der Lüsternheit in ihrer Seele, und wie oft mag sie versucht haben, gleich einerunvorsichtigen Wärterin, ihre Sinnlichkeit zur Ruhe zu singen mit Liedchen, die sie nur mehrwachhalten mußten.Zuletzt, da ihr jede Gewalt über sich selbst entrissen ist, da ihr Herz auf derZunge schwebt, wird diese Zunge ihre Verräterin, und in der Unschuld des Wahnsinns ergötzt siesich vor König und Königin an dem Nachklange ihrer geliebten losen Lieder: vom Mädchen, dasgewonnen ward; vom Mädchen, das zum Knaben schleicht, und so weiter.«Er hatte noch nicht ausgeredet, als auf einmal eine wunderbare Szene vor seinen Augenentstand, die er sich auf keine Weise erklären konnte.Serlo war einigemal in der Stube auf und ab gegangen, ohne daß er irgendeine Absicht merkenließ.Auf einmal trat er an Aureliens Putztisch, griff schnell nach etwas, das darauf lag, und eilte mitseiner Beute der Türe zu.Aurelie bemerkte kaum seine Handlung, als sie auffuhr, sich ihm in denWeg warf, ihn mit unglaublicher Leidenschaft angriff und geschickt genug war, ein Ende desgeraubten Gegenstandes zu fassen.Sie rangen und balgten sich sehr hartnäckig, drehten undwanden sich sehr lebhaft miteinander herum; er lachte, sie ereiferte sich, und als Wilhelmhinzueilte, sie auseinanderzubringen und zu besänftigen, sah er auf einmal Aurelien mit einembloßen Dolch in der Hand auf die Seite springen, indem Serlo die Scheide, die ihm zurückgebliebenwar, verdrießlich auf den Boden warf.Wilhelm trat erstaunt zurück, und seine stumme Verwunderungschien nach der Ursache zu fragen, warum ein so sonderbarer Streit über einen so wunderbarenHausrat habe unter ihnen entstehen können.»Sie sollen«, sprach Serlo, »Schiedsrichter zwischen uns beiden sein.Was hat sie mit demscharfen Stahle zu tun? Lassen Sie sich ihn zeigen.Dieser Dolch ziemt keiner Schauspielerin;spitz und scharf wie Nadel und Messer! Zu was die Posse? Heftig, wie sie ist, tut sie sich nocheinmal von ungefähr ein Leides.Ich habe einen innerlichen Haß gegen solche Sonderbarkeiten: einernstlicher Gedanke dieser Art ist toll, und ein so gefährliches Spielwerk ist abgeschmackt.«»Ich habe ihn wieder!« rief Aurelie, indem sie die blanke Klinge in die Höhe hielt; »ich will meinentreuen Freund nun besser verwahren.Verzeih mir«, rief sie aus, indem sie den Stahl küßte, »daß ichdich so vernachlässigt habe!«Serlo schien im Ernste böse zu werden.»Nimm es, wie du willst, Bruder«, fuhr sie fort; »kannstdu denn wissen, ob mir nicht etwa unter dieser Form ein köstlicher Talisman beschert ist; ob ichnicht Hülfe und Rat zur schlimmsten Zeit bei ihm finde; muß denn alles schädlich sein, was gefährlichaussieht?«»Dergleichen Reden, in denen kein Sinn ist, können mich toll machen!« sagte Serlo und verließ mitheimlichem Grimme das Zimmer [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]
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.Geschichtschreiber und Dichter möchten uns gerne überreden, daßein so stolzes Los dem Menschen fallen könne.Hier werden wir anders belehrt; der Held hat keinenPlan, aber das Stück ist planvoll.Hier wird nicht etwa nach einer starr und eigensinnigdurchgeführten Idee von Rache ein Bösewicht bestraft, nein, es geschieht eine ungeheure Tat, siewälzt sich in ihren Folgen fort, reißt Unschuldige mit; der Verbrecher scheint dem Abgrunde, der ihmbestimmt ist, ausweichen zu wollen und stürzt hinein, eben da, wo er seinen Weg glücklichauszulaufen gedenkt.Denn das ist die Eigenschaft der Greueltat, daß sie auch Böses über denUnschuldigen, wie der guten Handlung, daß sie viele Vorteile auch über den Unverdientenausbreitet, ohne daß der Urheber von beiden oft weder bestraft noch belohnt wird.Hier in unsermStücke wie wunderbar! Das Fegefeuer sendet seinen Geist und fordert Rache, aber vergebens.AlleUmstände kommen zusammen und treiben die Rache, vergebens! Weder Irdischen nochUnterirdischen kann gelingen, was dem Schicksal allein vorbehalten ist.Die Gerichtsstundekommt.Der Böse fällt mit dem Guten.Ein Geschlecht wird weggemäht, und das andere sproßt auf.«Nach einer Pause, in der sie einander ansahen, nahm Serlo das Wort: »Sie machen derVorsehung kein sonderlich Kompliment, indem Sie den Dichter erheben, und dann scheinen Siemir wieder zu Ehren Ihres Dichters, wie andere zu Ehren der Vorsehung, ihm Endzweck undPlane unterzuschieben, an die er nicht gedacht hat.«Sechzehntes Kapitel»Lassen Sie mich«, sagte Aurelie, »nun auch eine Frage tun.Ich habe Opheliens Rolle wieder104angesehen, ich bin zufrieden damit und getraue mir, sie unter gewissen Umständen zu spielen.Aber sagen Sie mir, hätte der Dichter seiner Wahnsinnigen nicht andere Liedchen unterlegensollen? Könnte man nicht Fragmente aus melancholischen Balladen wählen? Was sollenZweideutigkeiten und lüsterne Albernheiten in dem Munde dieses edlen Mädchens?«»Beste Freundin«, versetzte Wilhelm, »ich kann auch hier nicht ein Jota nachgeben.Auch indiesen Sonderbarkeiten, auch in dieser anscheinenden Unschicklichkeit liegt ein großer Sinn.Wissen wir doch gleich zu Anfange des Stücks, womit das Gemüt des guten Kindes beschäftigt ist.Stille lebte sie vor sich hin, aber kaum verbarg sie ihre Sehnsucht, ihre Wünsche.Heimlich klangendie Töne der Lüsternheit in ihrer Seele, und wie oft mag sie versucht haben, gleich einerunvorsichtigen Wärterin, ihre Sinnlichkeit zur Ruhe zu singen mit Liedchen, die sie nur mehrwachhalten mußten.Zuletzt, da ihr jede Gewalt über sich selbst entrissen ist, da ihr Herz auf derZunge schwebt, wird diese Zunge ihre Verräterin, und in der Unschuld des Wahnsinns ergötzt siesich vor König und Königin an dem Nachklange ihrer geliebten losen Lieder: vom Mädchen, dasgewonnen ward; vom Mädchen, das zum Knaben schleicht, und so weiter.«Er hatte noch nicht ausgeredet, als auf einmal eine wunderbare Szene vor seinen Augenentstand, die er sich auf keine Weise erklären konnte.Serlo war einigemal in der Stube auf und ab gegangen, ohne daß er irgendeine Absicht merkenließ.Auf einmal trat er an Aureliens Putztisch, griff schnell nach etwas, das darauf lag, und eilte mitseiner Beute der Türe zu.Aurelie bemerkte kaum seine Handlung, als sie auffuhr, sich ihm in denWeg warf, ihn mit unglaublicher Leidenschaft angriff und geschickt genug war, ein Ende desgeraubten Gegenstandes zu fassen.Sie rangen und balgten sich sehr hartnäckig, drehten undwanden sich sehr lebhaft miteinander herum; er lachte, sie ereiferte sich, und als Wilhelmhinzueilte, sie auseinanderzubringen und zu besänftigen, sah er auf einmal Aurelien mit einembloßen Dolch in der Hand auf die Seite springen, indem Serlo die Scheide, die ihm zurückgebliebenwar, verdrießlich auf den Boden warf.Wilhelm trat erstaunt zurück, und seine stumme Verwunderungschien nach der Ursache zu fragen, warum ein so sonderbarer Streit über einen so wunderbarenHausrat habe unter ihnen entstehen können.»Sie sollen«, sprach Serlo, »Schiedsrichter zwischen uns beiden sein.Was hat sie mit demscharfen Stahle zu tun? Lassen Sie sich ihn zeigen.Dieser Dolch ziemt keiner Schauspielerin;spitz und scharf wie Nadel und Messer! Zu was die Posse? Heftig, wie sie ist, tut sie sich nocheinmal von ungefähr ein Leides.Ich habe einen innerlichen Haß gegen solche Sonderbarkeiten: einernstlicher Gedanke dieser Art ist toll, und ein so gefährliches Spielwerk ist abgeschmackt.«»Ich habe ihn wieder!« rief Aurelie, indem sie die blanke Klinge in die Höhe hielt; »ich will meinentreuen Freund nun besser verwahren.Verzeih mir«, rief sie aus, indem sie den Stahl küßte, »daß ichdich so vernachlässigt habe!«Serlo schien im Ernste böse zu werden.»Nimm es, wie du willst, Bruder«, fuhr sie fort; »kannstdu denn wissen, ob mir nicht etwa unter dieser Form ein köstlicher Talisman beschert ist; ob ichnicht Hülfe und Rat zur schlimmsten Zeit bei ihm finde; muß denn alles schädlich sein, was gefährlichaussieht?«»Dergleichen Reden, in denen kein Sinn ist, können mich toll machen!« sagte Serlo und verließ mitheimlichem Grimme das Zimmer [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]