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.Ich dachte, dass ich als Nächster dran wäre.“„Und wie ist Anita dann über die Mauer gefallen?“164/194Manuel ließ seinen Kopf hängen und schniefte: „Ich habe sie über die Mauer geschoben.Ich habe sie extra an einer Stelle hinübergehoben, wo sie nicht so weit durch die Luft geflogen ist, das hätte ich nämlich nicht ertragen.“„Oh nein“, sagte ich zynisch, „ich weine gleich vor Rührung.“Doch unter meinem rauen Gehabe brach mir fast das Herz, als ich mit einem Mal Anitas Tod so lebhaft vor Augen hatte.Am liebsten hätte ich jetzt tatsächlich ein brennendes Streichholz nach Manuel geworfen.Der Kerl hatte es nicht besser verdient.Aber da kam mir ein Gedanke.„Manuel“, sagte ich ihm, „du weißt, dass ich dich hier die ganze Nacht festhalten kann.Morgen hole ich die Polizei.Wenn sie das hier sehen“, (ich wies auf den Kanister und das benzingetränkte Gestrüpp) ,“fliegst du sofort in das Gefängnis.Obendrein werde ich ihnen alles berichten, was du mir jetzt gerade mitgeteilt hast, ist doch klar.Du kommst aus dem Knast nie wieder heraus und kannst es dir zusammen mit dem Schurken Costa dort richtig nett und gemütlich machen.“Manuel sah mich verzweifelt an.„Es sei denn.“, sagte ich.„Es sei denn – was?“, flehte er.„Es sei denn, du schlägst dich auf die gute Seite herüber.Noch ist Zeit.Ich will, dass du etwas für mich tust.Wenn das klappt und du es treu durchführst, werde ich über deine Mitarbeit bei Costa schweigen wie ein Grab.Du hast eine letzte Chance, zu deinem alten, ehrlichen Leben zurückzukehren.Bei Costa hast du auf das falsche Pferd gesetzt.Der fliegt in Kürze auf und alle anderen mit ihm.“Ich hasste mich für diesen unwürdigen Kuhhandel.Am liebsten hätte ich dem Kerl genau die Strafe zukommen lassen, die er verdient hatte.„Was muss ich dafür machen?“165/194„Ich lass dich jetzt gehen.Ich gebe dir einen USB Stick mit.Weißt du überhaupt, was das ist?“„Ja, ich musste ab und zu etwas für Costa am Computer erledigen.“Mein Herz machte einen Satz.Was für ein Schweineglück ich doch hatte!Ich war an genau den Richtigen geraten.„Okay.Du schleichst dich mit dem USB Stick in Costas Büro, gehst an den Computer und überträgst unbeobachtet alle Mails auf den Stick, hörst du, alle Mails.Wenn du fertig bist, steckst du ihn in einen Briefumschlag und wirfst ihn in den Briefkasten der Apotheke in Borbalan, verstanden?“Manuel nickte.„Wenn ich die Daten bis Morgen Nacht um zwölf Uhr nicht habe, gehe ich gleich am nächsten Morgen zur Polizei und zeige dich an“, endete ich meine Ausführungen.Manuel zitterte.„Wenn Costa mich dabei erwischt, bringt er mich um.“„Du kannst es dir aussuchen“, sagte ich eiskalt und zündete noch ein Streichholz an, „wenn du willst, kann ich das gleich für ihn erledigen.“Doch Manuel wich zurück von dem Licht wie ein Vampir vom Kno-blauch, schüttelte heftig seinen Kopf und schrie: „Nein! Ist schon Okay!Ich mach es.“Ich pustete das Streichholz aus und steckte es zurück in das Päckchen.„Du bist ein kluger Mann, Manuel“, sagte ich.„denk daran, dies ist gleichzeitig die Chance für dich, aus deinem Verbrecherleben aus-zusteigen.Du bist da in etwas hineingeraten, das für dich zu groß und ge-fährlich ist.Du ahnst gar nicht, in welcher Gefahr du schwebst.“„Doch, das weiß ich schon“, sagte er kläglich, „ich wollte das alles nicht, ich schwöre es.Als Anita sterben musste, dachte ich, dass ich am liebsten selber sterben würde, aber ich hatte eben eine Scheißangst.“Er kam mir so erbärmlich vor, mir fehlten die Worte.Aber immerhin konnte ich ihn benutzen, um näher an mein Ziel zu kommen.166/194Dann band ich seine Arme los.Er rieb seine schmerzenden Handgelenke.Ich holte einen leeren Stick aus dem Haus und gab ihn Manuel.Er steckte ihn in seine Tasche und trottete mit hängenden Schultern schniefend in die Dunkelheit hinein.Gut, dass er schnell weggerannt war, denn mich hatte es gekribbelt, ihn mit dem Gürtel noch ordentlich zu peitschen, aber das machte ich natürlich nicht.Offiziell war der Hurensohn jetzt auf „unserer“ Seite.„Gebe Gott, dass er auch dabei bleibt,“ dachte ich, „sonst sind wir in noch größerer Gefahr denn je zuvor.“Ich ging zu Bett, aber es war mir kaum möglich, einzuschlafen.Der Benzingestank verpestete die Luft und schien alles zu durchdringen.Ich lag noch lange da und hörte, wie mein Herz pochte.Um ein Haar wäre dieses die letzte Nacht meines Leben geworden.Ich glaubte nicht, dass es mir möglich gewesen wäre, mich aus dembrennenden Haus zu retten.Mir schwirrten Manuels Worte durch den Kopf.Er hatte schreckliche Sachen offenbart, Dinge, die ich zwar geahnt hatte, aber mir niemals in solcher Drastik ausgemalt hatte.Der Mord an Anita war für mich die Spitze der Brutalität.Costa, dieser Teufel, sollte dafür büßen.Das schwor ich mir.Kapitel 24Am nächsten Morgen fuhr ich ins Valle und holte Christina ab.Sie wartete am Babybeach auf mich.Heute trug sie eine schlichte Jeans und ein T-Shirt.Weder sah sie wie ein Hippie-Mädchen aus, noch nach einer Millionenerbin.Sie sah aus wie ein junges, süßes Ding, das noch am Anfang seines Lebens stand.167/194„Hast du nicht mehr Gepäck?“, frage ich, als ich ihren kleinen Koffer auf die Ladefläche des Lasters hob.„Nein.Ich habe das meiste Zeug bei den Hippies gelassen.Eigentlich brauche ich es hier sowieso nicht.“Sie kletterte auf den Beifahrersitz und wir fuhren los nach Las Hayas.Ich hatte vor, Inez zu bitten, sie unter ihre Fittiche zu nehmen.Bei mir wohnen konnte sie nicht.Das würde in Arure einen Skandal auslösen.Als wir unterwegs waren, fragte ich Christina: „Wie stellst du dir eigentlich deine Zukunft jetzt vor? Willst du nicht zurück nach Deutschland?“Christina starrte vor sich hin.„Erst, wenn alles hier aufgeklärt ist.Ich habe außerdem ein weiteres Problem.Ich habe momentan keinen Cent Geld.Helga hat meine Konten sperren lassen.Wahrscheinlich darf sie das gar nicht, aber vielleicht ist sie jetzt irgendwie mein Vormund, oder so, ich verstehe davon leider nichts.Ich hoffe nur, dass ich, wenn ich volljährig bin, nicht ganz so doof dastehe.Dann kann ich mir wenigstens den Flug nach Hause leisten, auch wenn ich mir gar nicht sicher bin, dass ich überhaupt dorthin zurück will.“ Sie blickte aus dem Fenster und genoss die fa-belhafte Aussicht ins Tal [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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